Dr. Anke Diehl

Chief Transformation Officer an der Universitätsmedizin Essen und Konsortialführerin des KI.NRW-Flagshipprojektes SmartHospital.NRW

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»Das Ziel von SmartHospital.NRW ist es, eine personalisierte, präzise und empathische Zukunftsmedizin zu ermöglichen«

Dr. med. Anke Diehl ist Chief Transformation Officer an der Universitätsmedizin Essen und Konsortialführerin des KI.NRW-Flagshipprojektes SmartHospital.NRW. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was man sich unter einem Smart Hospital vorstellen kann und wie Künstliche Intelligenz dabei zum Einsatz kommt. 

Dr. Anke Diehl
© Universitätsmedizin Essen

Sie wurden mit dem »Medical Woman of the Year AWARD 2021« vom German Medical Award u. a. für Ihre Arbeit rund um das Thema Smart Hospital ausgezeichnet. Was ist eigentlich ein Smart Hospital?
Unter einem Smart Hospital, also einem »intelligenten Krankenhaus der Zukunft«, verstehen wir an der Universitätsmedizin Essen ein digitalisiertes und prozessoptimiertes Krankenhausäquivalent, das den Menschen noch mehr in den Mittelpunkt stellt. Im Wesentlichen gleicht es einer Steuerungseinheit, die intelligent und vor allem sektorenübergreifend arbeitet und sich auf die umfassende Krankengeschichte der Patient:innen fokussiert. Es gibt also keine klassischen Grenzen in Form von Krankenhausmauern, sondern es werden verschiedenste medizinisch relevante Daten von den Patient:innen einbezogen und für Diagnosen und Therapieplanungen berücksichtigt. Dabei wird die eigentliche Krankenhausmedizin durch den Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) verbessert. Außerdem werden einige Prozesse z. B. über telemedizinische Lösungen nach außen verlagert. Das Gesamtziel ist es dabei, eine personalisierte, präzise und empathische Zukunftsmedizin zu ermöglichen.


Wie wird KI genau in einem Smart Hospital eingesetzt und wie kann sie konkret zu einer gezielten und individuellen Behandlung beitragen?
KI bzw. maschinelle Lernverfahren im Allgemeinen bieten große Potenziale, vor allem wenn es um die Verarbeitung und Analyse von Daten geht. Sind entsprechende Systeme sicher auf medizinischen Daten trainiert, können sie zum Beispiel dazu eingesetzt werden, bei der Diagnose von Erkrankungen zu unterstützen, indem Auffälligkeiten für die behandelnden Ärzt:innen markiert werden. Weitere Einsatzgebiete können die Verwendung von Sprachassistenz- bzw. Sprachsteuerungssystemen sein, oder die semiautomatische Auswertung von medizinischen Texten. Zusammengenommen können intelligente Systeme das medizinische Personal entlasten und gleichzeitig die Effizienz steigern, da Routineaufgaben zum Teil komplett übernommen und komplexere Aufgaben maßgeblich unterstützt werden können. Somit verbessert sich die Behandlung der einzelnen Patient:innen sowie der Alltag des Personals, was genau die Fokussierung auf den Menschen widerspiegelt. Ersetzt werden soll aber niemand, im Vordergrund stehen Unterstützung und Entlastung um mehr Zeit für empathische Interaktion mit den Patient:innen zu ermöglichen.


Welche Bedeutung hat das Projekt SmartHospital.NRW für NRW und wie können andere Krankenhäuser zum Smart Hospital werden? Die Universitätsmedizin Essen hat sich bereits 2015 auf den Weg zum Smart Hospital gemacht und zählt dadurch national und international zu den Top Smart Hospitals. Nicht zuletzt durch die Pandemie hat man die Wichtigkeit von Digitalisierung und KI in der Medizin erkannt, so dass immer mehr Krankenhäuser deutschlandweit auf diese Technologien setzen. Um speziell den Krankenhäusern in NRW eine Art Roadmap für die Entwicklung zu einem Smart Hospital basierend auf unseren Erfahrungen mitgeben zu können, erarbeiten wir gemeinsam mit den Partnern innerhalb des Konsortialprojekts SmartHospital.NRW ein entsprechendes Vorgehensmodell. Damit kann ein Krankenhaus zunächst prüfen, wie »KI-ready« es tatsächlich schon ist, und bekommt dann entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen, um die nächste(n) Stufe(n) erreichen zu können. Dadurch sehen wir für NRW die Chance eine bundesweite Strahlkraft zu entwickeln.  

Dr. med. Anke Diehl ist seit Anfang 2021 Chief Transformation Officer der Universitätsmedizin Essen und ist Konsortialführerin des KI.NRW Flagship Projekts SmartHospital.NRW. Nachdem sie bereits ab 1994 klinisch in der Neurologie, dann ab 1998 in der Neuroradiologie tätig war, wechselte sie nach insgesamt 15 Jahren in der klinischen Versorgung in den Landesdienst Nordrhein-Westfalen. Hier leitete sie von 2012 den Fachbereich Versorgungsstrukturentwicklung am Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW). 2018 kehrte sie zum Universitätsklinikum Essen als Digital Change Manager zurück. Dort gestaltet sie seitdem den Transformationsprozess zum Smart Hospital sehr erfolgreich mit. Zusätzlich zu ihrer aktuellen Position als Chief Transformation Officer leitet sie außerdem die zugehörige Stabsstelle Digitale Transformation. Im Oktober 2021 wurde sie für ihre Arbeit rund um das Thema Digitalisierung in der Medizin inkl. der Arbeiten im Projekt SmartHospital.NRW als „Medizinerin des Jahres 2021“ ausgezeichnet. Sie gehört zahlreichen Beiräten und Expertengremien an, beispielsweise dem vom BMG und Gematik einberufenen Interop Council. Das Universitätsklinikum Essen wurde bereits im Juni 2021 zum drittbesten Krankenhaus Deutschlands in der Kategorie Universitätskliniken ausgezeichnet und zählt neben der Charité zu den zwei besten Smart Hospitals.