Blog-Beitrag

Künstliche Intelligenz ist Ihr Thema!

19.10.2021

Bei KI.NRW beschäftigen wir uns viel mit der Frage, wie Transfer von Künstlicher Intelligenz in den Mittelstand gelingen kann. Die Gründe, warum viele Unternehmen bei dem Einsatz von KI noch zurückhaltend sind, verdeutlichen Umfragen wie beispielsweise die von Mittelstand-Digital.[1] Es scheitert am fehlenden Know-how oder Fachkräften, an nicht ausreichender Datenbasis oder den damit verbundenen Datensicherheitsbedenken – teilweise auch an mangelnder Kenntnis und Akzeptanz der Mitarbeitenden für KI-Anwendungen. Hemmschuh und aus meiner Sicht gleichzeitig Oberbegriff für viele der genannten Ursachen ist fehlender digitaler Reifegrad in den Unternehmen. Darunter verbirgt sich nicht nur die bloße Ausstattung mit digitalen Technologien, sondern auch Know-how und Einstellung der Mitarbeitenden. Ein ganzes Bündel im Kontext von Mindset, Skillset und Toolset.

Gerade einmal sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland setzte im Jahr 2019 Künstliche Intelligenz ein.[2] Seitdem hat sich dieser Wert leicht auf acht Prozent erhöht, weitere 30 Prozent der Unterhemen planen oder diskutieren nunmehr den Einsatz von KI.[3] Dies wäre die Speerspitze von Unternehmen, die im Zuge einer ersten Welle der Digitalisierung maschinenlesbare Prozessdaten gesammelt hat und die nun in der Lage ist, diese in neue Geschäftsmodelle und umsatzsteigernde Optimierungen zu überführen. Der Gründungsdirektor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) prognostizierte es schon vor Jahren: »Die zweite Welle, die derzeit wie ein Tsunami auf die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft zurollt, wird durch das Verstehen der digital verfügbaren Daten geprägt. Sie legt sich also über die Ergebnisse der ersten Welle, entfaltet aber eine viel höhere Innovationskraft (…).«[4]

Genau hier wird sichtbar, wo der eigentliche Transferhebel zur Entfaltung der Innovationskraft liegt: im Verstehen der digitalen Daten. Die Datensilos sind wertlos, solange daraus keine Modelle abgeleitet werden, die für prägnantere Prognosen, mehr Effizienz in den Prozessen oder ganz neue Geschäftsideen genutzt werden. Aus diesem Grund ist das Thema Künstliche Intelligenz auch kein reines Thema der IT-Abteilung. Denn es geht gar nicht darum, ob ein Problem mit Hilfe von Informationstechnologien lösbar ist, sondern vielmehr darum, ob es im Hinblick auf Prozesse oder Geschäftsmodelle wert ist, gelöst zu werden.

Das Verständnis für die Daten und was KI-Methoden aus diesen Daten »zaubern« können, muss aus den Fachabteilungen kommen. Der Erfahrungsschatz des Fachpersonals ist der Schlüssel zu den gewinnbringenden Anwendungsfällen, den so genannten Use Cases. Nur unter Einbindung ihrer Expertise gelingt die Auswahl der sinnvollsten KI-Tools (z. B. als schnell einsatzfähige, standardisierte KI-Software) oder die Entwicklung eigener KI-Produkte. Und nur hier ist eine nachhaltige und reflektierte Nutzung der Ergebnisse zu erwarten, die sich aus dem Zusammenspiel zwischen Mensch und KI ergeben. Künstliche Intelligenz ist eben ein Teamsport!

In Workshops und persönlichen Gesprächen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen nehme ich allerdings eine gewisse Scheu gegenüber dem Thema wahr. Diese Schüchternheit zieht sich quer durch verschiedene Positionen und Funktionsbereiche im Unternehmen. Die konkreten Anwendungsgebiete und Nutzen von KI sind nicht klar. Gut, das ließe sich schnell ändern. Jedoch ist den meisten auch nicht klar, dass Künstliche Intelligenz IHR THEMA ist. Ein Thema im Personalwesen, im Controlling, im Marketing, in der Lagerhaltung oder in der Produktentwicklung.

Tatsächlich kommt in den nächsten Jahren kein zukunftsorientiertes Unternehmen an einer Auseinandersetzung mit ihrem Datenschatz und mit Künstlicher Intelligenz vorbei. Warum? Weil der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sich für die Unternehmen wirtschaftlich lohnt. Die Erwartungen an die KI werden meist erfüllt und im Zeitverlauf sogar häufig übertroffen.[5]

© MIT Technology Review Insights Survey (2020)

Lohnenswerte Verbesserungen, neue Produkte oder Geschäftsfelder werden aber nicht von einer Künstlichen Intelligenz kreiert, sondern von Menschen im Unternehmen, die ihr eigenes Fachgebiet von Grund auf verstehen und die zugleich Chancen und Grenzen von KI-Methoden begreifen.

Womit wir wieder beim Mindset und Skillset wären. Es geht um einen digitalen Reifegrad und eine Mentalität, die quer durch alle Abteilungen gelebt werden muss. Um Durchlässigkeit der Organisation im Hinblick auf Ideen und den gelebten Grundsatz, dass Innovation Arbeitsplätze sichert und nicht abschafft. Auf der Ebene der Mitarbeitenden geht es um Offenheit gegenüber digitalen Werkzeugen und ihrem konkreten Nutzen für den Menschen – und natürlich um Motivation, sich Informationen zusammenzusuchen und selbst Impulse zu geben.

Ich möchte Ihnen Mut machen, sich der Künstlichen Intelligenz als IHREM THEMA anzunehmen. Es gibt eine Vielzahl von Informationsangeboten, die es auch Quereinsteigern – wie auch ich es bin – ermöglichen, eine genauere Vorstellung von KI zu bekommen. Meine persönlichen Empfehlungen finden Sie hier.

Fehlt Ihnen auf der Liste etwas? Mailen Sie mir gerne Ihre persönlichen Tipps.


[1] Begleitforschung Mittelstand-Digital (2019): „Künstliche Intelligenz im Mittelstand. Relevanz, Anwendungen, Transfer“ https://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/kuenstliche-intelligenz-im-mittelstand.pdf?__blob=publicationFile&v=6
[2] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2020):„Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der  Deutschen Wirtschaft“ https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/einsatz-von-ki-deutsche-wirtschaft.pdf?__blob=publicationFile&v=8
[3] Befragung des Digitalverbands Bitkom 2021 https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kuenstliche-Intelligenz-kommt-in-Unternehmen-allmaehlich-voran
[4] IM+io Das Magazin für Innovation, Organisation und Management (2017), S. 11
http://www.wolfgang-wahlster.de/wordpress/wp-content/uploads/KI_als_Treiber_der_zweiten_Digitalisierungswelle.pdf
[5] MIT Technology Review Insights Survey (2020)

Über die Autorin

Monika Löber
Monika Löber

Monika Löber ist als stellvertretende Geschäftsführerin bei KI.NRW tätig. Zuvor setzte über viele Jahre hinweg als Transfermanagerin Kooperationsaktivitäten mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft um und unterstützte die Unternehmensbegleitung sowie die Fachkommunikation der Kompetenzplattform. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Kulturwirtin an der Universität Passau leitete sie Public-Private-Partnership-Projekte an diversen Standorten in Deutschland.